Drei Wochen Liebe im 24. Stock.
Mit Augen, offen für ganz Berlin.
Als er sie zum Flughafen Tegel brachte, sah sie die Tränen in seinen Augen. Sie versprach, zurückzukommen.
Zurück nach Berlin.
Doch es dauerte vier Jahre, ehe sie den Pass erhielt.
Sie sagte sich, Berlin sei ihre Stadt. Hier fühlte sie sich lebendig, zurück im Leben.
Wie bei ihren drei vorherigen Reisen landete sie in Tegel, sie konnte im Westphalweg, zwei Querstraßen hinter dem Mariendorfer Damm, auch gleich in die kleine Wohnung eines bekannten Malers ziehen, der gerade eine Nachmieterin suchte.
Durch seine Mails spürte sie, dass Stefan sich entfernte. Er antwortete auf ihre Mails, doch wie es schien nur, um sie nicht unbeantwortet zu lassen. Nie fragte er sie etwas.
Julia begriff, dass die Entfernung zwischen ihnen um genau so vieles mächtiger war als sein Gefühl für sie, wie ihr Gefühl mächtiger war als jede Entfernung.
Alle drei Mal, die sie sich nach den unvergesslichen drei Liebeswochen in Berlin gesehen hatten, hatte sie nicht gesprochen.
Sie war glücklich, wenn sie ihn zehn Minuten sehen konnte oder so lange er gerade Zeit hatte. Sie wollte nicht mehr wissen, nur sehen wollte sie ihn. So kehrte sie wieder und wieder in den 24. Stock zurück.
Mit Augen, offen für ganz Berlin.
Stefan betrat das Zapata.
Nach den vier Jahren als verdeckter Ermittler hatte er ein unfehlbares Gespür für Dealer. In letzter Zeit wurde dieser Job - das Verticken an die Endverbraucher in den Nachtclubs - von Albanern verrichtet.
Er hatte sich wie ein Dealer gekleidet und die Demonstration auf der Oranienburger genutzt, um unbemerkt ins Gebäude des Tacheles zu gelangen. Die dunkelhaarige Frau, die rechts neben dem Eingang mit dem Rücken zu ihm am Computer saß, nahm er im Augenwinkel wahr.
Er durchquerte den schummerigen Raum und gelangte in den großen Innenhof. Die übliche Bande spann ihr Netz. Livemusik ödete ihn inzwischen an. Jede Nacht, seit vier Jahren.
Er ging hoch in den zweiten Stock, wo sie zwei weitere Nachtclubs befanden. Er sah die Räume nacheinander durch, ohne Eile, wie ein überzeugter Einzeltäter auf Beutezug. Doch von dem Albaner war nichts zu sehen.
„Fucking Christo!“, fluchte er innerlich.
Er stieg die Treppe wieder hinunter, schob die Meute im Hof auseinander und ging bis zur bunt gesprayten Toilette gegenüber der Bar. Er pinkelte, ohne den Spülknopf zu drücken (er konnte seinen Ekel gegenüber der Trashkultur des Underground einfach nicht ablegen) und ging dann zum Ausgang des Zapata.
Bevor er in die Dunkelheit der Septembernacht eintauchte, sah er kurz zum Computer hinüber. Der Bildschirm flimmerte blau. Er tra
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