Ich liebte es zu lieben. Ich liebte es die Zimmer zu lieben,
sie mit Chaos zu besiedeln, mit obdachloser Zärtlichkeit,
mit erschütterndem Weinen, die Zimmer zu Hause
oder die Zimmer im Hotel „Bogota“, im „Sylter Hof“,
mein Lächeln strahlt vor der ungelüfteten Patina,
ich liebte es meine Arbeit zu lieben,
mich zu überschlagen, aber sie zu tun, ich liebte es,
die Orte zu lieben, meistens die unverhofften,
wo sich die Wunden öffnen oder heilen
und die Erinnerungen ein spinnwebfeiner Faden sind,
gerade so, dass ich mich nicht völlig von mir löse.
Ich liebte es meine plötzlichen Entscheidungen zu lieben,
als Klarheit schaffende Explosionen, sie zu befolgen,
ich liebte es, meine Einsamkeit zu lieben
sie umzuformen in Worten und Ritualen,
sie ausgedehnt in irgendeinem Café abzusitzen,
an einem Schaufenster, sie aufzuschreiben
in Tagebüchern, in Briefen zu erzählen,
sie zu verdichten oder zu verdünnen
wie ich, in eine Decke gehüllt,
am kühlen Spätnachmittag am „Ku’damm“ Champagner trinke,
am kühlen Rand der Trennung,
ich liebte es die Trennungen zu lieben,
aufgescheuchte Fledermäuse, es reicht tastend
den Schlüssel zu finden, das Licht anzuknipsen,
ich liebte es meine Überseinstimmung mit dem Alter zu lieben
und den Mut, es arm aber auf breitem Fuß zu leben,
das Reisefieber, die neurotische
Fröhlichkeit im siebten Himmel, auf Bahnhöfen und Gleisen,
meine verschwiegenen Vorahnungen, das Übergepäck
und die Eitelkeit, ich liebte liebte liebte es,
ich liebte es gnadenlos, langsam,
feierlich, bedrückend und begeistert, beredt
und grundlos, stürmisch und dunkel zu lieben
das fliehende
Leben.
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