THEORIE
Es gibt so ein Gedicht,
unerklärlich und ewig
ist es da,
geschrieben in der Luft,
im Feuer,
im Sand
oder auf einem Blatt aus einem Heft.
Es ist da und wartet,
dass ihm jemand sein Leben abgibt,
Tropfen für Tropfen, Opfer für Opfer
oder mit einer stürmischen Geste, auf einmal,
um es ihm zu überlassen.
Irgendein César Vallejo,
Javorov, Hölderlin.
Es bekommt Namen und Schicksal,
mit tuberkulös zerfressener Brust,
mit durchschossener Schläfe,
mit Wahnsinn.
Dann gibt es noch so ein Gedicht,
unerklärlich und ewig
ist es da und wartet.
PRAKTIKEN
Es gibt so einen Ort, weiß nicht,
wie er heißt
oder wo er sich befindet.
Es gibt so einen Ort,
manchmal fällt er zusammen mit anderen Orten,
mit dem Kloster „Heiliger Naum“ in Ochrid,
mit den sieben Rila- Seen
oder mit dem Café „Botero“
am Holzmarktplatz,
aber er erahnt, erschließt eröffnet sich
und in ihn stürzt sich die Welt,
stellt dich auf den Kopf, ordnet dich neu,
lässt dich schrumpfen, du knickst ein,
er erhebt dich
und Offenbarungen steigen auf
und du bist eins
mit der ganz ganzen Ganzheit.
Es kann die Seele sein, das dritte Auge
oder Erleuchtung,
die sich irgendwo eingenistet hat,
aber es gibt so einen Ort, ich weiß.
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