Anton Baev

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Zurück in Berlin

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Victor Bulgari

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Best Western Premier Hotel Steglitz

Auf der Welt gibt es nichts als Diamanten über Diamanten und nebenbei vielleicht das dürftige Geschenk der Enttäuschung. Francis Scott Fizgerald

Translated by: Ines Sebesta

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ng Fotos vom Vorkriegsberlin anschauen.

Die Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus den Zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts mit den breiten Straßen voller Männer in Redingoten und Hut tragender Frauen erfüllten sie mit einer Ruhe, zu der sie allein nicht fand.

Sie wünschte sich, vor 100 Jahren geboren zu sein. Vor genau 100, nicht mehr. So wie ihre Urgroßmutter in Berat.

Im Europa-Center am Breitscheidplatz lief eine Blutspendeaktion, genau unter der Uhr der fließenden Zeit. Sie beschloss, mitzumachen.

Bartholomäus packte beim Anblick von Blut panische Angst. Er griff nach seiner 50-Cent-Bierflasche und setzte sich so lange an den Brunnen auf dem Vorplatz.

Die auf der Tauentzienstraße in Richtung Wittenbergplatz fahrenden Busse waren bis unters Dach voll besetzt.

Der Pater fragte sich, wie viele Busse er in seinem Leben bisher schon hatte vorüber fahren sehen.

Busse voller Menschen, die von ihm nicht das Geringste ahnten.

Er trank von dem warmen Bier und sah zur Kurfürstenstraße hinüber, dem Herzen des ehemaligen Westberlin.

Andere Busse, andere Fahrgäste.

Hier hatte er sich niedergelassen – in der Nähe des Zoologischen Gartens. Er war gut situiert und hatte Erben, denen er sein Hab und Gut hinterlassen konnte.

Und er hatte seine Nausicaä gefunden, die ihm den nächsten Stammhalter schenken würde.

Hatte er sie gefunden oder sie ihn?

Der Gedanke überraschte den Mönch.

Er hob den Blick in Richtung Tauentzienstraße und sah sie.

Die Nausicaä-Anna, die ihm im Best Western Premier Hotel Steglitz gesagt hatte, das Element seines Sternzeichens sei das Wasser, er brauche aber eine Frau der Erde – Jungfrau, Stier, Steinbock. Die Frauen der Luft würden ihm entgegen entstehen, genau wie die des Feuers.

Bartholomäus wusste nicht, welches Sternzeichen die Frauen waren, mit denen er Kinder hatte.

„Deine eine Hälfte ist der Politik zugewandt“, hatte sie gesagt, „die andere zielt darauf, von allem auf der Welt zu probieren und diese Erfahrung irgendwann, auf irgendeine Weise auszudrücken. Die Ziffern deines Monats, die beiden Einsen der 11, halten dich in der Balance und sie ergeben addiert die Zahl 2, die für dein, von niemandem erkanntes, ureigenes Wesen steht - das eines schlechten Menschen. Es ist durchaus auch möglich, dass es nicht hervorbrechen wird. Deine Zukunft liegt also bei einer Frau des Elements Erde. Dort, auf jener Insel, liegt dein Glück, und es wird dich früher oder später finden und dann wirst du mir vielleicht dankbar sein.“

Das war ihm von all diesen Abenden mit Anna im Best Western Premier Hotel Steglitz in Erinnerung geblieben.

Die von keinem anderen Mann berührte Frau, fest auf dem Boden stehend,

während du ein Reisender bist …

Sie stieg in den Bus.

Und im selben Moment begriff der Mönch, dass sie ihn für immer auf dieser namenlosen Insel zurückließ, auf der sie ihn vor drei Monaten einsam gefunden hatte.

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